"Vor uns tauchte ein heller Lichtfleck auf, es war die Ausfahrt aus der Schlucht in die Ebene. Ein sanfter Wind wehte von dorther. Danijar sang wieder. ... Wenn ich doch das Lied Danijars auch nur annähernd wiedergeben könnte! Es hatte fast keinen Text, ohne Worte öffnete es die ganze weite menschliche Seele. ... Ich wusste nicht, wie ich das nennen sollte, und ich weiß es auch heute noch nicht, vielmehr ich kann nicht bestimmen, inwieweit das an der Stimme lag oder an etwas Wichtigerem, das unmittelbar aus dem Herzen quillt, das die Kraft hat, in anderen die gleiche Erregung auszulösen. ... Mir erschienen auf einmal all seine seltsamen Gewohnheiten, die bei den Leuten Unverständnis und Spott hervorriefen - seine Verträumtheit, seine Neigung zur Einsamkeit, seine Schweigsamkeit -, in einem anderen Licht. Ich wusste jetzt, warum er abendlang auf dem Wachthügel saß, warum er die Nächte einsam am Fluß verbrachte, warum er ständig nur ihm wahrnehmbaren Klängen nachlauschte und warum seine Augen zuweilen aufloderten und die Brauen sich plötzlich erwartungsvoll hoben. Das war ein Mensch, der eine tiefe Liebe in sich trug. Keine Liebe, das fühlte ich, wie man sie für einen anderen empfindet, sondern eine weit größere, die Liebe zum Leben, zur Erde. Ja, er verwahrte diese Liebe in sich, in seiner Musik, er lebte durch sie."
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